Unerfüllter Kinderwunsch

Definition

Definiert wird der „unerfüllte Kinderwunsch“ eines Paares ab einer Dauer von 1 Jahr. Es sollten sich immer beide Partner untersuchen lassen. Der erste Schritt ist daher für viele Paare ein Besuch beim Urologen/Andrologen und beim Frauenarzt.

Die Erstberatung beim Andrologen oder Frauenarzt erfolgt ambulant.

Diagnostik

Die wichtigsten Fragen beim Mann beziehen sich auf den allgemeinen Gesundheitszustand, frühere stattgehabte Infektionen, Mumpserkrankung mit Hodenentzündung oder Operationen. Fruchtbarkeitsprobleme in der Familie werden erfragt. Ebenso werden unter anderem beruflicher und privater Stress sowie die Lebensgewohnheiten besprochen, um Anhaltspunkte für eine mögliche Ursache der verminderten Fruchtbarkeit zu finden.

Untersuchung

Beim Mann kann eine körperliche Beurteilung von Behaarung und Körperbau sowie die Abtastung der Geschlechtsorgane und der Brust erfolgen. Besonderes Augenmerk wird hierbei auf die Hoden und Nebenhoden sowie den Samenstrang gelegt.

Eine Ultraschalluntersuchung wird vom Andrologen durchgeführt, um eine Volumetrie der Hoden zu bestimmen, einen Hodentumor auszuschließen. In der Duplex-Sonographie kann eine Hodenkrampfader, auch Varikozele  genannt, nachgewiesen werden. Beide Erkrankungen können möglicherweise der Grund für eine Zeugungsunfähigkeit sein.

Spermiogramm

Weiterhin wird eine Samenanalyse beim Mann durchgeführt. Die Untersuchung kann in diesem Stadium sowohl in der Praxis des Urologen/Andrologen als auch im Labor eines Kinderwunschzentrums durchgeführt werden.

Abweichende Ergebnisse einer Samenanalyse:

  • Aspermie: Es kann kein Ejakulat gewonnen werden.
  • Azoospermie: Es befinden sich keine reifen Spermien im Ejakulat.
  • Oligozoospermie: Das Ejakulat enthält eine verminderte Menge an Spermien.
  • Nekrozoospermie: Im Ejakulat befinden sich keine beweglichen Spermien.
  • Asthenozoospermie: Die Samenzellen weisen eine verminderte Beweglichkeit auf.
  • Teratozoospermie: Im Ejakulat befinden sich zu viele fehlgeformte Spermien.

Stellt man Abweichungen bei der Samenanalyse fest, wird die Untersuchung zunächst wiederholt und es werden weitere Maßnahmen eingeleitet.

Mit einer Hormonuntersuchung kann überprüft werden, ob die hormonelle Steuerung der Hodenfunktion gestört ist. Daher werden vor allem die für diese Steuerung verantwortlichen Hormone FSH (Follikelstimulierendes Hormon, Prolaktin (milchbildendes Hormon), TSH ( Schilddrüsenhormon) und Testosteron im Blut gemessen. Ist das Hormon FSHerhöht, kann das ein Hinweis auf eine Schädigung des Hodengewebes sein. Eine Prolaktinerhöhung kann stressbedingt oder durch einen Hypophysentumor bedingt sein. Eine TSH-Veränderung zeigt Erkrankungen der Schilddrüse.

Bei Nachweis einer Azoospermie oder einer Hodenhypoplasie beidseits besteht der Verdacht auf eine genetisch bedingte Störung bei dem Patienten. Eine Blutprobe zeigt hier Klarheit.

Therapie:

Wenn in einer Spermaanalyse keine oder nur sehr wenige Samenzellen gefunden werden, kann eine Hodenbiopsie veranlasst werden. Mit diesem kleinen Eingriff, bei dem Gewebe aus dem Hoden entnommen wird, kann die Spermienproduktion abgeklärt werden. Dann kann im nahegelegenen Kinderwunschzentrum eine Kryokonservierung der Spermien erfolgen