Benigne Prostatahyperplasie (BPH)

Benigne Prostatahyperplasie (BPH)

Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, ist ein drüsiges Organ, welches unmittelbar unter der Blase um die Harnröhre liegt. Die Prostata produziert einen Großteil der Samenflüssigkeit. Die Prostata hat beim jungen Mann etwa die Größe einer Rosskastanie und ein Gewicht um 20 Gramm.

Unter der Benignen Prostatahyperplasie versteht man die gutartige Vergrößerung der Prostata. Die Erkrankung tritt in erster Linie in höherem Alter (ab dem 50. Lebensjahr) auf und betrifft über 50% aller Männer. Die Vergrößerung betrifft vor allem die inneren Anteile der Prostata, welche dann die Harnröhre verengen und entsprechende Symptome hervorrufen kann.

Die Ursache für die Vergrößerung ist noch nicht endgültig geklärt, sie hängt jedoch mutmaßlich mit den hormonellen Veränderungen des alternden Mannes und der daraus resultierenden Abnahme des Testosterons zusammen.

Die Symptome der Prostatavergrößerung sind in erster Linie Veränderungen beim Wasserlassen, so z.B. der gehäufte und stärkere Harndrang (fachsprachlich: Pollakisurie, imperativer Harndrang), der nächtliche Harndrang (fachsprachlich: Nykturie), der abgeschwächte Harnstrahl, das Nachträufeln von Urin zum Ende des Wasserlassens. In der Folge kann es zu unvollständiger Blasenentleerung (Restharn), Divertikel-Bildung, Blasenstein-Bildung und/oder blutigem Urin (fachsprachlich: Hämaturie) kommen; im Endstadium auch zu Harnverhaltung, Nierenstauung und Nierenversagen.

Zur Diagnostik gehört zu allererst die Krankengeschichte (fachsprachlich: Anamnese): Hierbei kann man sich neben dem Gespräch zur Objektivierung der geschilderten Symptome spezieller Fragebögen bedienen. Der bekannteste und gebräuchlichste ist der IPSS-Bogen. Anhand der resultierenden Punkte kann die Art der Behandlung festgelegt werden.

Ebenfalls zur Diagnostik gehört die körperliche Untersuchung, hier insbesondere die rektale Tastung der Prostata. Damit lässt sich die Größe und Konsistenz der Prostata grob bestimmen.

Wichtig sind auch Urinuntersuchungen und Ultraschall zur Restharnbestimmung. Fakultativ – je nach Beschwerdebild – können noch eine Ultraschalluntersuchung der Nieren sowie eine transrektale Ultraschalluntersuchung der Prostata erfolgen, ggf. können eine PSA- und Serumkreatinin-Bestimmung im Blut erforderlich sein.

Nur bei besonderen Fragestellungen ist eine Blasenspiegelung (fachsprachlich: Zystoskopie) oder gar eine Urodynamik erforderlich.

Therapeutisch unterscheidet man die medikamentöse Therapie von der operativen Therapie.

Leichte Symptome der BPH können mit pflanzlichen Präparaten, sogenannten Phytotherapeutika, behandelt werden; hierzu zählen Präparate mit den Wirkstoffen der Sägepalme, des Kürbis oder der Brennnesselwurzel oder auch Kombinationen aus diesen Extrakten. Einen streng wissenschaftlichen Beweis ihrer Wirksamkeit konnten die Phytotherapeutika bisher nicht erbringen, Patienten berichten aber über Behandlungserfolge.

Weitere medikamentöse Therapeutika umfassen die sogenannten Alpha-Blocker. Diese Medikamente entspannen die muskulären Anteile des Blasenausganges und der Prostata, sodass der Urin leichter abfließen kann.

Des Weiteren gibt es die Gruppe der 5-Alpha-Reduktase-Hemmer. Diese Medikamente sollen durch Eingriff in den Testosteronstoffwechsel das Volumen der Prostata vermindern und somit die Symptomatik bessern. Die Therapie mit diesen Medikamenten macht nur bei großen Drüsenvolumina ab 40 Gramm Sinn. Alpha-Blocker und Alpha-Reduktase-Hemmer können auch kombiniert werden.

Auch der PDE-5-Hemmer Tadalafil kann die Symptomatik einer BPH bessern, gleichzeitig auch unterstützend bei Erektionsstörungen helfen.

Bei überwiegender Drangsymptomatik können Anticholinergika, häufig in Kombination mit einem Alpha-Blocker, eingesetzt werden.

Sollte die medikamentöse Therapie keine ausreichende Wirkung erzielen, ist eine operative Therapie zu diskutieren. Eine operative Therapie ist außerdem zwingend bei ständig hohem Restharn, zunehmender Divertikel-Bildung, immer wieder auftretenden Harnwegsinfekten, Blasensteinen, blutigem Urin, und natürlich nach Harnverhalt erforderlich.

Der Goldstandard der operativen Therapie ist heute unverändert die transurethrale  Resektion der Prostata (TUR-P)  mittels einer elektrischen Schlinge. Bei sehr großen Adenomen kann eine Resektion nicht mehr durchgeführt werden, in diesem Fall ist die offen-chirurgische Entfernung der Vergrößerung der Prostata angezeigt (transvesikale Prostataadenektomie). Alternativ kann eine große Prostata auch mittels Laser enukleiert werden (HoLep-Laser), die Laservaporisierung mittels Greenlight-Laser ist ebenfalls möglich.

Neuere, sogenannte minimalinvasive Verfahren befinden sich noch im Versuchsstadium ohne ausreichende Erfahrung mit großen Patientenzahlen und können deshalb (noch) nicht als Standard-Verfahren bezeichnet werden: hierzu zählen Urolift®, die Ablation mittels Wasserdampf (Rhezum®) oder gar die Entfernung des Prostatagewebes mittels hochenergetischem Wasserstrahl (Aqua-Ablation).